Japanpapier


Die Flügel der Eintagsfliege – das dünnste Papier der Welt


Obwohl Japan als der größte Technologiegigant der Welt gilt, ist das Land in seinem Respekt für Tradition fast einzigartig. Seine einzigartige Kultur und Tradition werden hoch geschätzt und in ganz besonderem Maße gilt das für die uralte Papierherstellung. Der Respekt für die Papiertradition Japans ist so groß, dass Washi (Wa-JapanischShi-Papier) jetzt in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde.

Die Ursprünge des Japanpapiers

Die Papierherstellung begann in China ca. 150 v. Chr. Mit Hanf als wesentlichem Ausgangsmaterial diente Papier wohl zuerst als Verpackungsmaterial, weil es zu rau war, um darauf schreiben zu können. Nachdem man weitere Verwendungsmöglichkeiten erkannt hatte, verfeinerten die von den Beamten des Hofes ermutigten chinesischen Papierhersteller ihr Produkt, sodass es um 105 n. Chr. zum Verfassen offizieller Dokumente eingesetzt werden konnte. Die Papierherstellung gelangte offiziell um 610 n. Chr. bis nach Japan, wahrscheinlich mit einem koreanischen Wandermönch, der sein Wissen über die Herstellungstechniken mitbrachte. Ebenso wie in China wurde Papier zunächst für offizielle Dokumente nachgefragt und der Bedarf stieg unter der Regierung von Prinz Shotoku (574-622 n. Chr.) an. Unter seiner Herrschaft wurde der Buddhismus gefördert und so machte das Abschreiben der Sutras (religiöse Texte) eine zuverlässige Papierquelle unabdingbar. Die Nachfrage war so groß, dass die japanische Papierindustrie eine Blüte erlebte und unter dem besonderen Schutz der Herrscher stand. Die Europäer würden weitere 400 Jahre brauchen, um ihre eigenen Papierherstellungsmethoden zu entwickeln. Als es endlich soweit war, hatte sich die japanische Papierindustrie bereits vollständig etabliert.


Wegen des arbeitsintensiven Herstellungsverfahrens wurde das traditionelle Washi-Papier Ende der 1920er Jahre extrem teuer und maschinell produziertes Papier ruinierte viele familiengeführte Papierherstellungsunternehmen in Japan. Aber in genau diesem handgefertigten Herstellungsverfahren liegt ein Großteil der Einzigartigkeit des Papiers begründet, und die Branche überlebte durch eine Handvoll Hersteller. Japanpapier wird allgemein aus Kozo (Maulbeerbaumrinde), Gampi (Rinde) oder Mitsumata hergestellt. Das fertige Papier ist strukturell viel stärker als westliche Papiere aus Zellstoff und genau diese Widerstandsfähigkeit hat die Zukunft dieses Produkts gesichert. Es heißt, dass 100 %-iges Kozo-Papier eine Lebensdauer von über 1000 Jahren haben kann.


Warum Japanpapier?

Manchmal auch Seidenpapier genannt, hat Japanpapier viele Verwendungsmöglichkeiten, insbesondere im Bereich Restaurierung und Konservierung. Die größere Faserstärke in Japanpapier ermöglicht ein wesentlich geringeres Lagergewicht als bei Zellstoffpapier. Wir haben jetzt Papier mit einem Gewicht von nur 1,6 g/m² auf Lager.

Japanpapier eignet sich bestens als Zwischenlagepapier, zur Oberflächenreparatur, für Oberflächenschutz, Rahmung und zweifellos noch viele weitere Konservierungsmöglichkeiten. Chlor kann im Papier verbleiben und es mit der Zeit vergilben lassen, aber vorausgesetzt, dass im Bleichverfahren keine säurehaltigen Substanzen zum Einsatz kamen, ist Japanpapier säurefrei. Weil die Fasern von Japanpapier willkürlich miteinander verwoben sind, ist das Papier unglaublich biegsam und kann sogar im nassen Zustand verarbeitet werden, sodass es ideal für Papierreparaturen ist.


Tengu – das dünnste Papier der Welt

Tengu-Japanpapier, oder Seidenpapier, ist Tosa Tengujo (auch Tengucho geschrieben). In seinem Heimatland wird es als „Flügel einer Eintagsfliege“ bezeichnet, was ein recht genaues Bild seiner Faserstruktur zeichnet. Tengu-Papier wurde entwickelt, um Stärke und Schutz zu liefern; daher wird es weltweit für eine Reihe von Konservierungsmaßnahmen eingesetzt. Damit es ein Gewicht von nur 1,6 g/m² erreicht, wird es maschinell bearbeitet und ist somit das dünnste Papier der Welt. Tengu eignet sich perfekt als Zwischenpapierlage, für die Oberflächenreparatur, den Oberflächenschutz und zweifellos weitere Einsatzgebiete. Anders als viele andere Washi ist Tengu nicht mit Chlor gebleicht, sondern wird stattdessen in einer leicht basischen Lösung gewaschen, um eine einheitliche Farbgebung zu erreichen.


Herstellung von Tengu-Japanpapier

Kozo wird sorgfältig ausgewählt und gekocht, um Pektin und Lignin zu entfernen, sodass nur noch die Cellulosefasern zurückbleiben. Das gekochte Kozo wird dann unter fließendem Wasser gereinigt – genauso, wie es vor Hunderten von Jahren gemacht wurde. Zerkratzte oder beschädigte Stücke werden entfernt, denn sie können dunkle Flecken verursachen, die sich nicht bleichen lassen. Die gereinigten Fasern werden von Hand entwirrt und dann gebleicht, sodass sie eine einheitliche Farbgebung erhalten. Die Fasern werden mit einer Lösung vermischt, die „Neri“ enthält, und dann in die Papierherstellungsmaschine gegossen. Die Maschine automatisiert, aber repliziert die Abläufe der Papierherstellung von Hand, um eine gleichmäßige Faserverteilung zu erreichen. Die Fasern bilden nun einen Bogen, der langsam getrocknet und aufgerollt wird. Die Fertigstellung der Rollen ist ein vorsichtig ausgeführter Prozess, bei dem darauf geachtet wird, dass das Papier knitterfrei bleibt. Durch das minutiöse neunstufige Herstellungsverfahren entsteht ein Papier, das im Hinblick auf Gewicht und Qualität unübertroffen ist.


Was ist ein Büttenrand?

Traditionelle handgefertigte Japanpapiere haben einen Büttenrand. Hierbei handelt es sich um den rauen, unfertigen Rand eines Papierbogens, in den die Fasern während der Herstellung unter dem Deckel „hervorgeflossen“ sind. Ein Deckel ist ein Holzrahmen, der zum Bedecken eines Bereichs verwendet wird und so die Größe eines Papierbogens bemisst. Büttenränder können heute in maschinell gefertigten Papieren repliziert werden; unser Tengucho-Band zeichnet sich durch zwei maschinell gefertigte Büttenränder aus.


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